Faktencheck

Die Argumente der Stadt zur Stadthallenerweiterung sind nicht schlüssig und keineswegs stichhaltig:

Das sagt die Stadt zum Stadtbild... BIEST antwortet ...
Heidelberg punktet mit der Schönheit und Tradition der Stadt. Muss man unbedingt eine lebenswerte und schöne Stadt, nur weil es gerade Mode ist, zu einer Kulisse machen? Der Anbau ist ein zerstörerischer Eingriff in die historische Altstadt.
Bis auf die Stadthalle stehen weder die städtischen GGH-Gebäude noch die beiden Plätze Montpellier-Platz und Jubiläums-Platz unter Denkmalschutz, die von dem Erweiterungsbau betroffen sind. Die (Gesamtanlagen-)Schutzsatzung gilt für die gesamte Heidelberger Altstadt. Diese stellt das vorhandene Erscheinungsbild mit den umgebenden Hanglagen und dem Neckar unter Schutz. Deshalb ist nicht nur die Stadthalle als Gebäude betroffen, sondern das gesamte Ensemble. Gelten denn plötzlich die städtischen Leitlinien wie Altstadtrahmenplan, Modell Räumliche Ordnung etc. nicht mehr? Beide sind gültige Gemeinderatsbeschlüsse.
Hinweis der Stadt über den Montpellier-Platz für den Kinderstadtplan: „Es handelt sich um einen kleinen Platz mit viel grünem Rasen und einem dichten Blätterdach unter den Bäumen, direkt neben der Stadthalle.“ Die Stadt vergisst ihre eigenen Empfehlungen.
Es werden für die Gesamtmaßnahme Stadthallenanbau insgesamt nur 37 Bäume gefällt werden müssen, nicht 50, wie von BIEST verbreitet. Nach sorgfältiger Zählung würden 56 Bäume der Maßnahme zum Opfer fallen. (Der Siegerentwurf überbaut den Montpellierplatz und sieht eine TG unter dem Jubiläumsplatz vor).
Für die entfallenden Plätze wird ein ökologischer Ausgleich geschaffen. Bei allen Planungen der letzten Jahrzehnte wurde immer wieder angemahnt, dass zu wenige Grünflächen in der Altstadt sind.

Die auf dem Flachdach vorgeschlagene Rasenfläche ist keinerlei Ersatz.
Der Jubiläumsplatz bleibt als Platz mit hoher Aufenthaltsqualität erhalten Der Platz soll die vierspurigen Tiefgaragenein- und -ausfahrten aufnehmen, das ist doppelt so breit wie in der Sandgasse.

Damit verschwände der Platz weitgehend.
Die Gesamtlänge von Stadthalle und Anbau beträgt 174m (RNZ: Der Anbau ist 200m lang) Die Gesamtlänge von Stadthalle, Anbau und Zwischenbau wurde von BIEST! auf "fast 200m" geschätzt. Auch wenn er jetzt kürzer geplant ist, trennt er die Altstadt vom Fluss.
Ein Standort am Bahnhof wäre austauschbar und deutlich weniger attraktiv. Durch den Ausbau der Bahnstadt verschiebt sich der Stadtmittelpunkt ohnehin nach Westen, gesamtstadtplanerisch macht ein Standort an der neuen Stadtmitte Sinn.

Hier kann die Stadt ihre Gäste mit zeitgenössischer Architektur, in Uni-Nähe zu Neuenheimer Feld, Campus II und Bergheimer Straße empfangen. Nach den Vorträgen Entspannung in der Altstadt!
Das sagt die Stadt zum Kongresstourismus... BIEST antwortet ...
Keine ausreichende Infrastruktur für Kongresse und Tagungen, deshalb Belegungsrückgang. Trendwende nur durch Stadthallenerweiterung erreichbar. Seit 2001 haben die Stadt bzw. das Unternehmen HD Marketing die Aktualisierung des Kongresswesens verschlafen. Lange steht schon eine Sanierung und Modernisierung der Stadthalle an — kleinere Kongresse hätte man ohne Belegungsverluste sichern können.

Ein modernes Kongresshaus nebst Kongresshotel an einem Standort mit optimalem öffentlichem Nahverkehr kann diesen Trend besser stoppen! (siehe auch Hotelgutachten.)
Es gibt genügend Hotelkapazitäten in der Altstadt. Die Erfahrung zeigt, dass die Hotelkapazitäten für größere Kongresse nicht ausreichen und die Kongressbesucher teilweise in die Umlandgemeinden ausweichen müssen.
Die Stadthalle am Neckar, inmitten der historischen Altstadt, würde von vielen Kongressveranstaltern gebucht, wenn die Räumlichkeiten und Technik stimmen würden. Kongressveranstalter würden auch einen anderen Standort akzeptieren, sie vermissen ein Kongresshotel.
Mit der „neuen“ Stadthalle sollen mehr Kongressbesucher nach Heidelberg kommen. Davon profitieren viele, denn Tagungsgäste geben über 200 EUR in Heidelberg aus. Diese Schätzung gilt für Kongressgäste und ist unabhängig vom Standort des Kongresszentrums.
Das sagt die Stadt zu den Kosten BIEST antwortet ...
Eine Erweiterung der Stadthalle kostet deutlich weniger als der komplette Neubau eines Konferenzzentrums, der mit Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe (30 Mio.) zu Buche schlagen würde. Beim Stadthallenanbau betragen die vergleichbaren Baukosten ca. 24 Mio EUR + weitere Kosten in noch nicht ermittelter Höhe.
(Kongressausstattung, Inventar, Tiefgarage – ca. 4 Mio EUR – ohne die Abriss- und Entschädigungskosten für die Wohnhäuser Untere Neckarstraße 13-15 – ca. 2,4 Mio EUR. Gesamt über 30 Mio EUR.

Schlüsselfertige Angebote für den Bahnhof lagen dagegen zwischen 15 und 35 Mio!
Zu hohe Kosten am Bahnhof, da zusätzlicher Grundstückskauf in zweistelliger Millionenhöhe nötig. Diese Baumaßnahme ist ohne zusätzlichen Grundstückskauf zu verwirklichen.
Es fand sich kein privater Investor, der ein Konferenzzentrum am Bahnhof ohne städtische Subventionen bauen und betreiben wollte. Doch - ein Bewerber wollte keinen Baukostenzuschuss! Seit Anfang 2008 aber war der Stadt ein jährlicher Betriebskostenzuschuss zuviel, beim Stadthallenanbau dagegen ist sie bereit, ihn zu zahlen.
Zudem würden sich die beiden Konferenzstandorte gegenseitig Konkurrenz machen, so dass die Wirtschaftlichkeit insgesamt leidet. Nicht, wenn sie von einer gemeinsamen Betreibergesellschaft bewirtschaftet werden. Kulturhaus, Bürgerhaus und Kongresshaus getrennt.
Das sagt die Stadt zu Arbeitsplätzen und Finanzierung BIEST antwortet ...
Rund 6.000 Arbeitsplätze im Gastgewerbe werden durch den Stadthallenanbau gesichert. 6.000 Arbeitsplätze: das heißt doch, dass alle Heidelberger Hotels und Gaststätten schließen müssten, wenn kein neues Kongresszentrum kommt. Grundsätzlich ist dieses Argument für jeden anderen Standort ebenso gültig.
Die neue Stadthalle und das Kongressgeschäft sind wichtig, um Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Entwicklung vieler Betriebe zu sichern. Ebenso gültig für jeden anderen Standort in Heidelberg. Außerdem stimmt das Argument nur teilweise. Die Belegungsquote Heidelberger Hotels liegt in Baden-Württemberg an 2. Stelle, trotz hohem Verlust an ausländischen Touristen und krisenbedingter Einbußen über dem Bundesdurchschnitt.
Die Stadt müsste Zuschüsse für ein Konferenzzentrum am Bahnhof zusätzlich zum laufenden Betrieb und der erforderlichen Sanierung der Stadthalle finanzieren. Nur unter bestimmten Konditionen wird „relativ geringere Haushaltsbelastung“ prognostiziert. Bei überwiegender Nutzung der Stadthalle als Kultur- und Bürgerhaus werden die Sanierungskosten deutlich geringer ausfallen.

Es ist auch eine Frage der urbanen Identität, sich im Rahmen eines alten, denkmalgeschützten Gebäudes mit dieser Zweckbestimmung ein Bürger- und Kulturzentrum zu leisten.
Zusammengenommen sind also jährlich 2,5 Millionen Euro zur Finanzierung der Stadthalle fest im Haushalt eingeplant. Damit ist eine Investition von insgesamt rund 26 Millionen Euro ausreichend gegenfinanziert. Diese Finanzmittel können ebenso gut für ein Kongresszentrum an einem anderen Standort eingesetzt werden.
Die Umsetzung der Stadthallen-Erweiterung soll über eine Stiftung erfolgen — ein Modell, das auch erfolgreich bei der Theatersanierung angewendet wird. Dieses Finanzierungsmodell ist ebenso gut für ein Konferenzzentrum an einem anderen Standort möglich.